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Feueralarm - meine kleine Essensgeschichte 07.03.2022



















Endlich ist es so weit. Ich treffe meine Freundin aus Wien.

Sie kommt mit dem Zug und leiht sich mein Auto, damit sie zum Frisör fahren kann. Sie besteht darauf, uns – mich und meinen Mann – zum Essen einzuladen, weil sie – wenn sie in Linz ist - sich öfter einmal das Auto von mir borgt. Ich möchte das nicht, denn ich mach das gerne. Sie besteht darauf. Also gut, denke ich, lassen wir uns halt mal einladen. Aber wo gehen wir hin? Das Fragezeichen wird immer größer, als ich bemerke, dass viele Lokale an einem Montag geschlossen haben. Dann die Rettung. Eine gute Woche vorher traf ich mich mit einer anderen Freundin in einem Kaffeehaus und wir redeten so darüber, wo wir uns das nächste Mal treffen könnten. Da hatte sie die Idee, dass wir uns doch einmal zum Essen verabreden könnten. Aber wo? Sie hatte eine - wie ich glaube - tolle Idee, nämlich im „Paul´s“ beim neuen Dom. Den wollte ich dann auch gleich mit meiner Wiener Freundin ausprobieren. Also Tisch für Montag für 3 Personen reserviert. Bin schon gespannt, denn auf der Website vom „Paul’s“ finde ich ungewöhnliche vegetarische Gerichte, wo mich auf Anhieb gleich ein paar davon „ansprechen“.


Montag, auf geht’s ins „Paul´s“.

Als wir dort ankommen, winkt mir meine Freundin schon entgegen. Sieht sehr gemütlich aus hier drinnen, wie Ihr liebe Leser*innen euch gerne auf dem Foto oben überzeugen könnt. Wir begrüßen uns freudig und mein Mann und ich setzen uns ihr gegenüber. Der Frisör hat gute Arbeit geleistet. Kaum sitzen wir, ist der Kellner auch schon da. Er fragt, was wir trinken möchten. Ich frage, ob er einen Most hat. Er bejaht und ich kann es kaum glauben. Endlich … einen Spritzer Most, gehöre ich doch zur Gattung der „Mostplutzer“, wie man bei uns landläufig sagt. Ich kann es kaum glauben und freue mich sehr darüber. Mein Mann bestellt auch einen Spritzer Most und kurz darauf steht er auch schon vor uns. Ich werde wohl beim nächsten Mal die Eiswürfel wegbestellen, ist ja noch nicht Sommer und das Ganze ist für meinen Gaumen etwas zu kalt. Dann überreicht mir mein Mann die Speisekarten. Eine Menükarte für die Woche und eine „a la carte“. Da wir eingeladen werden, entscheiden wir uns für die günstigere Variante, nämlich das Menü. Es gibt Hühnchen oder vegetarische Eiernudeln mit Pak Choi und anderem Gemüse mit Salat sowie Kartoffelsuppe und etwas „Süßes“ zum Nachtisch. Für meine Freundin gibt’s das Huhn und für mich und meinen Mann die Eiernudeln. Da ich keine Kartoffelsuppe mag, bekomme ich einen zweiten Salat. Sehr nett, wurde mir vom Kellner gleich angeboten, denn es gibt immer nur eine Tagessuppe.

Wir haben viel zu besprechen und leider auch sehr Trauriges. Der Angriff von Russland auf die Ukraine lässt niemanden kalt. Ich bin immer noch sehr traurig und wenn ich meinen Humor nicht hätte, könnte ich jetzt immer noch nichts schreiben. Wir sprechen also darüber und auch über was wir alles so machen und natürlich die Neuigkeiten, auch was Wien betrifft.

Das Essen kommt. Ich bin völlig überrascht. Das gesamte Menü (Suppe, Hauptspeise, Salat, ein Fruchtgetränk, Dessert) kommt auf einem Holzbrett daher. Zücke sofort die Kamera, das muss ich fotografisch festhalten. Muss kurz die Suppe reklamieren, da ich ja einen Salat statt der Suppe bekomme. Sieht alles sehr erfreulich aus. Es sieht so aus, als wäre alles mit Liebe gekocht und auch dementsprechend einfallsreich umgesetzt worden. Wenn es so schmeckt, wie es aussieht, werde ich heute glücklich das Lokal verlassen. Der Pak Choi ist bissfest und sehr lecker. Die Nudeln typisch asiatisch gewürzt und wie in Asien üblich sehr weich. Ich schätze zwar mehr die Variante „al dente“, aber hier passt es. Der Salat ist bunt gemischt und mit Kichererbsen bestückt. Auch sehr lecker das Dressing, ein wenig süß, so wie ich es gerne habe. Meinem Mann schmeckt es auch. Meine Freundin meint, dass die Hühnerhaxe sicher saftiger gewesen wäre (gut aber aus), sie bekam nämlich nur mehr eine Brust. Im Glas auf dem Brett kam das Schichtdessert daher. Schmeckte nach Schokomousse, Kirsche und oben drüber waren Schokokuchenbrösel, die ein wenig „crunchy“ waren. Auch ein frisches, säuerliches Fruchtgetränk aus Beeren war dabei, welches das süße Dessert wunderbar abrundete.

Also alles in allem war das vegetarische Menü sehr lecker und ich komme gerne wieder. Ich muss nämlich unbedingt noch den Ofenkürbis ausprobieren und außerdem noch einmal den köstlichen Muskateller trinken, der nach dem Most noch als „Fluchtachterl“ runter musste. 😉


Als wir das Lokal verließen und die Tiefgarage von der Ferne sehen, sind wir jedoch perplex.

Was ist da los? Mehrere Feuerwehrautos, eine Menge Polizei bei einem Großeinsatz und zuletzt noch eine Traube Menschen bei den Tiefgarageneingängen. Je näher wir kommen, umso gewisser ist es, dass es sich um die Tiefgarage handelt, wo unser Auto parkt, also wo meine Freundin nach dem Frisör das Auto abgestellt hatte. Wir dürfen nicht rein und laut Aussage eines Polizisten können wir noch mit mehr als einer halben Stunde Wartezeit rechnen. Ein anderer Polizist spricht neben mir gerade mit einem Passanten „Welches Auto haben Sie in der Garage?“ Er erwidert etwas, was ich akustisch nicht verstehen kann. Darauf der Polizist „Ach oje, das ist gerade der Wagen, der brennt.“ Dem Passanten entglitten die Gesichtszüge völlig und er ist vor Schreck erstarrt. Auch ich wirke sicher nicht gerade cool, befindet sich mein Auto auch in der Tiefgarage und ich sehe schon vor meinem geistigen Auge alle Autos in die Luft fliegen. Da lacht der Polizist verschmitzt und meint „Nein, nein, das war nur ein Scherz. Irgendjemand hat was im 2. UG angezündet, es kam dabei zu einer starken Rauchentwicklung und sie müssen diese erst stoppen und den Rauch aus der Tiefgarage entfernen. Erst dann können Sie alle wieder rein.“ und zeigt dabei auf die wartende Menschenmenge rund um die Tiefgarageneingänge. Was für ein Scherzkeks. Ich lache. Schön, dass es so humorvolle Menschen gibt, auch wenn er dem Passanten und mir kurz einen ordentlichen Schreck einjagte. 😊 Meine Freundin fragt darauf noch kühn „Und wer zahlt jetzt die Parkgebühren, wenn wir nicht rein können?“. Eine berechtigte Frage, doch ehrlich gesagt, will ich darauf nicht eingehen. Ich bin einfach froh, wenn ich mein Auto heil zurückbekomme.

Wir stellen uns in die Sonne und warten kurz. Da fällt mir ein, dass ich noch Fahrkarten für die Straßenbahn brauche und außerdem wäre ein Kaffeehaus jetzt auch noch nett. Da meine Freundin ihren Rucksack bei mir im Auto ließ, muss sie nun mit uns mit. „Mitgehangen – Mitgefangen“. Es gibt noch zwei Cappuccino, eine Melange und eine köstliche Mohntorte. Die Aussicht über die Stadt ist grandios. Dieses Mal zahlen wir und nach gut einer Stunde können wir dann in die Tiefgarage, die nach ausgeblasenen Kerzen riecht. Ich sage "Wie Weihnachten". Beide ignorieren mich und Weihnachtsstimmung kommt auch keine mehr auf, Rucksack raus, große Abschiedsknutscherei und Auto an. Ab gings raus aus der Stadt und nach Hause mit dem Zitat im Kopf „Wenn jemand in die Stadt fährt, so kann er was erzählen“ (Abwandlung des Zitates von Matthias Claudius).


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